Presse
Kreuzfahrt von Kronshagen nach Rio
Hello Music feierte 25-jähriges Jubiläum im Bürgerhaus Kronshagen
von Almut Behl
Kronshagen. Eine Seefahrt, die ist lustig. Besonders, wenn es mit 25 Jahren Jazz, Swing, Latin, Pop im Gepäck auf Kreuzfahrt von Kronshagen nach Brasilien geht. Schön zu erleben, wie sich das 30-köpfige Ensemble von Hello Music in schwarz, lila, rosa und Ringelshirts mit der Liebe der Matrosen, mädchenhaftem Sopran und buchstäblich an einem Strang ziehend mit dem Seil an der Reling im vollbesetzten Bürgerhaus Kronshagen auf den Weg macht, um am Ende der geschlossene Klangkörper zu werden, der der Chor dank Gründervater Claus Merdingen, seiner Nachfolgerin Hanne Römer und heute mit „Käpt’n“ Axel Riemann längst ist.
Mal albern bunter Hühnerhaufen, mal diszipliniert dichter Vogelschwarm, mit Charleston-Rhythmen, zackigen Kopfbewegungen (Puttin‘ on the Ritz), mit Luftposaunen, Cazoos und vokalem walking bass (Seaside Rendezvous), Background-Disziplin mit Stakkati, Babydoll-Echo, dem adretten Geschlechterkampf mit Hymnen Männer versus Girls.
Das Meer wogt in polyphonen Überlagerungen voll obligatem Fingerschnippen und -fächeln. Der erste Höhepunkt auf hoher See ist das bewegende Arrangement Nightingale in Berkely Square, mit dem Hello Music stets Spagat aus Duftig- und Sattheit schafft. Kein Wunder bei „Doctor Jazz“, dem auch körperlich durch und durch musikalischen Traumschiff-Kapitän Riemann in sexy weißer Uniform, der seinen zwei Dutzend Frauen und einem Dutzend Männern die Phrasierungen wie ein akkurater Fliegenfischer einmeißelt, dass es eine Freude ist.
Der Chor wogt in Revuegesten, wirft die Beine, schafft Manhattan Transfers Soulfood To Go mit punktiertem Yeah und guter Dynamik mit rauschenden Schwellern. Manchmal jedoch - My Oh My - täte auch understatement statt zuviel Bewegung gut. Auch hing der bestirnte Bühnenhimmel etwas niedrig und war die Begleitung von Peter Weise am Schlagzeug und Wolfram Nerlich teils dominant, ein Umstand, der wohl der Raumakustik geschuldet war.
Oft scheint es, als sei man auf und vor der Bühne dankbar für Brüche, die humorig Puristenperfektion unterlaufen. Macht nichts, wenn man’s eigentlich kann. Denn Hello Music kann. Achtbare Soli mit Lenas Satellite oder dem Bluesgospel People Get Ready. Perfekt das crescendo in Close To You, die dissonanten Überlagerungen in East Of The Sun oder die Beatbox der finalen Percussionsparty von Mais Que Nada im Angesicht des Zuckerhuts. Verdientermaßen kam im Heimathafen am Ende die Urkunde des Sängerbundes Schleswig-Holstein, Blumen für die Ex-Leiter und viel Jubel vom Publikum, das nach der Swingtime mit Ehemaligen glücklich verschwitzte Jubilare hinterließ.
KN vom 31.10.2011